Der Salat fehlte. Es war ein perfekter Abend, nur der Salat fehlte. Die Spielerinnen von Filsum saßen gemeinsam bei bestem Wetter vorm Vereinsheim, ihre Fans leisteten ihnen Gesellschaft und der Trainer der 1. Herren Gerd Pleis stand am Grill und servierte seine Köstlichkeiten. Dies tat er für die Damenmanschaft, die sich kurz zuvor im Kreispokalfinale hervorragend geschlagen hatte.
Alle Spielerinnen waren bester Laune, vielleicht etwas müde vom Spiel und die eine oder andere hatte bereits einen leichten Schwipps vom Sekt. Und Hunger hatten sie. Es gab aber halt nur Fleisch und keinen Salat. Die Schuld hierfür konnten die Damen nur sich selbst geben. Viele hatten versprochen einen Salat mitzubringen, es dann aber vergessen. So sehr waren sie zuvor auf das Spiel konzentriert, dass sie für solche Dinge wie Salat keinen Kopf mehr hatten. Diese lobenswerte Einstellung sorgte dafür, dass der Trainer vor sich hin lachen musste. Nicht das erste Mal an diesem Tag.
So vergeßlich die Damen beim Salat waren, so konzentriert gingen sie in die Partie gegen Detern. Jede Filsumerin stand eng bei ihrer Gegenspielerin und es wurde damit versucht, die spielstarken Deternerinnen nicht ins Spiel kommen zu lassen. Ein weiteres Augenmerk galt dem wohl mit Abstand stärksten Sturm der Kreisliga bestehend aus Mareike Betten und Silvia Glöckner. Auf sie angesetzt wurden Christina Hillrichs und Lisa Janssen. Als ehemalige Deternerin gegen ihren früheren Kapitän Mareike Betten im Kreispokalfinale vor großer Kulisse spielen zu dürfen, hatte Lisa zuvor wohl nie zu träumen gewagt. Rückendeckung erhielten sie und Christina bei ihrer schweren Aufgabe von Libero Melanie Bekaan. Diese spielte zuvor ebenfalls in Detern und hatte für dieses besondere Spiel extra ihren Urlaub verlegt. Es sollte versucht werden, die gegnerischen Stürmerinnen zu doppeln und sie damit so weit wie möglich auszuschalten. Und wenn alles Doppeln nicht half, so gab es immer noch Tina Heiken im Tor, die über das ganze Jahr hinweg durch ihr Können der Filsumer Defensive viel Sicherheit und Ruhe gab. Die Mitte wurde zugemacht von Alicja Szymczyk, Insa Jelden und dem diesmal defensiver aufgestellten Kapitän Nantke Hellmers.
Nach ersten schwungvollen Deterner Anfangsminuten gelang es tatsächlich die Deterner Offensivabteilung über weite Strecken in der Griff zu bekommen und sogar eigene Angriffe einzuleiten. Dies geschah oft über die Außen Anna Pleis und Maike Bruns und Maike war es auch, welche die erste Möglichkeit für Filsum hatte. Es entwickelte sich eine ausgeglichene Partie in der ersten Halbzeit und ein Klassen- bzw. jetzt Zweiklassenunterschied war nicht bemerkbar. Detern hatte zwar wie erwartet mehr Torchancen, jedoch gelang es auch den Filsumer Stürmerinnen Inka Freerks und Katharina Kessen, die Defensivabteilung von Detern in Verlegenheit zu bringen. Eine dieser Szenen führte zu einem Eckball. Anna Pleis trat die Ecke und der Ball flog vor das Deterner Tor. Es gelang den Deternerinnen nicht die Situation schnell zu klären und Nantke Hellmers nutzte dies aus kurzer Distanz zum Torerfolg. Eins zu null für Filsum.
"Wahnsinn. Eins zu null für uns! Im Finale! Gegen Detern! Gegen die haben wir doch noch letzten Sommer 8:0 verloren und gab es nicht schon mal 20 Gegentore von denen? Jetzt führen wir!" Ähnliche Gedanken gingen vermutlich durch den Kopf so mancher Filsumer Spielerin und ließen die Konzentration auf das eigentliche Spiel etwas sinken. Ein hoher Ball in den Strafraum wurde zugelassen und Silvia Glöckner nutzte diese Gelegenheit eiskalt zum Ausgleich. So blieb es bis zur Pause.
Nach einem relativ ausgeglichenen Beginn der zweiten Halbzeit wuchs mit zunehmender Spieldauer der Druck des Favoriten aus Detern. Die Abwehr stand jedoch weiterhin sicher und es wurden trotz des Druckes kaum Torchancen zugelassen. Und gerade eine Szene, die für eine Entlastung der Filsumer Defensive sorgte, leitete die Niederlage für den Außenseiter ein. Nach einem Freistoss für den TuS in dessen Hälfte, führte ein Konter über Mareike Betten zur 2:1 Führung. Diese Szene machte die Unerfahrenheit der Filsumer Mannschaft deutlich. Durch ein harmloses taktisches Foul noch in der Hälfte von Detern, wäre der Konter und damit der Rückstand zu verhindern gewesen. Für solche "Tricks" sind die Damen jedoch noch nicht erfahren genug beziehungsweise schlichtweg zu lieb:-).
Wenige Minuten später gelang aus dem Mittelfeld von Detern heraus ein Pass auf die im Abseits stehende Hilke Collmann. Die Schiedsrichterin bzw. die Linienrichterin übersah jedoch diese Abseitsstellung und Hilke erhöhte auf 3:1. Die zahlreichen Filsumer Zuschauer spürten in diesem Moment, dass die Filsumer Spielerinnen Hilfe brauchten und begannen lautstark die blau-weißen Damen mit Filsum-Rufen anzufeuern. Diese bewiesen wie schon so oft in dieser Saison ihre tolle Moral und steckten nicht auf. Mit Anja Gerdes und Dominique Bohle wurden zwei frische Spielerinnen eingewechselt und versucht den Anschlußtreffer zu erzielen. Leider jedoch ohne Erfolg. Es blieb beim 3:1 und Filsum musste sich mit der Niederlage abfinden.
Dieses Abfinden währte jedoch nur sehr kurz. Durften sie sich doch nach dieser starken Leistung im Finale auch als Sieger fühlen! Schnell wurde ein Kreis gebildet, die üblichen Schlachtrufe gesungen und laut gejubelt. Gleich danach begaben sich die stolzen Damen zu ihren applaudierenden Fans und bedankten sich für die tolle Unterstützung. Sekt und Bier wurde rangeschafft. Keeper Tina sorgte dafür, dass Trainer und einige Spieler ihre "Ladung" Sekt abbekamen.
Kurz darauf gratulierte Staffelleiter Frank Schulte den beiden besten Teams im Kreis Leer zum tollen Spiel. Hatte er tatsächlich den beiden besten Teams im Kreis Leer gesagt? Hatte er! Vielleicht war es nicht ganz ernst gemeint, aber auf jeden Fall klang es sehr gut.
Als die meisten Zuschauer fort waren und der Bus mit den Fans die Rückreise angetreten hatte, stellten sich die Damen um den vom Sekt durchnässten Trainer auf und sangen ihm ein Ständchen. Schon in der Nacht zuvor hatte die A-Jugend nach der Feier ihres Kreispokalsieges vor seinem Haus gestanden und das Blau-Weiß-Lied gesungen. Die Damen sangen aber deutlich besser, der Text des Liedes war besser und sowieso war alles super. Der Trainer hatte wieder einen Grund zu lachen. Nicht das letzte Mal an diesem Tag.
Danke!